Hans Burgkmair d. Ä. und die europäische Vorstellung von Afrika und Indien

Hans Burgkmair d. Ä. und die europäische Vorstellung von Afrika und Indien

Veranstalter
Städel Museum
Veranstaltungsort
Städel Museum
PLZ
60596
Ort
Frankfurt
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
18.01.2024 - 19.01.2024
Deadline
31.12.2023
Von
Heidrun Lange-Krach

Baltasar Sprengers „Merfart“ (1508) im Kontext
Interdisziplinärer Workshop der Städel-Kooperationsprofessur am KGI der Goethe-Universität und des Städel Museums aus Anlass der Ausstellung „Holbein und die Renaissance im Norden“

Hans Burgkmair d. Ä. und die europäische Vorstellung von Afrika und Indien

In der Hoffnung auf große Gewinne im Gewürzgeschäft finanzierten Augsburger und Nürnberger Kaufleute 1503 drei Schiffe einer portugiesischen Flottenexpedition. Deren Ziel war es, in West- und Ostafrika sowie Indien sichere Häfen und Verbündete für den europäischen Handel zu etablieren, um indische Gewürze direkt importieren zu können. Im Auftrag des Welser’schen Handelshauses war Baltasar Sprenger mit an Bord. Sein Reisebericht, die „Me[e]rfa[h]rt“, wurde 1508 mit aufwändigen Holzschnitten nach Entwürfen Hans Burgkmairs d. Ä. in Augsburg erstmals gedruckt. Bereits ein Jahr später erfolgte in Oppenheim am Rhein bei dem auch mit Frankfurt eng verbundenem Verleger Jakob Köbel der erste von zahlreichen Nachdrucken.
Waren bis zu dieser Publikation die antiken Vorstellungen von bizarren, menschenähnlichen Geschöpfen, die südlich des Äquators leben sollten, vorherrschend gewesen, so vermittelten Burgkmairs Illustrationen nun erstmals den Eindruck „authentischer“ Bilder der Menschen in den besuchten Ländern. Den ästhetischen Vorstellungen der Renaissance folgend, scheinen die Bilder die literarischen Beschreibungen der Personen, ihrer Kleidung oder Gebrauchsgegenstände zu verbildlichen. Dabei gehen Burgkmairs Bilder über die Beschreibungen Sprengers hinaus und suggerieren eine Augenzeugenschaft mit sehr konkreten Kenntnissen der jeweiligen Königreiche.
Das Interesse an Sprengers Bericht und Burgkmairs Bildern muss enorm gewesen sein: Unmittelbar nach Erscheinen wurde der Druck mehrfach kopiert, übersetzt und sogar plagiiert. Bis heute entfaltet dieser Text, vor allem aber seine Bebilderung und ihre scheinbare Augenzeugenschaft, in der europäischen Imagination Afrikas und Asien seine Wirkung.
Umso mehr erstaunt, dass grundlegende Fragen zu dieser Publikation und ihrer Bebilderung bis heute unbeantwortet sind. Weder ist die Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte der „Merfart“ geklärt, noch wurden die vermeintlichen Augenzeugenberichte mit afrikanischer und indischer Geschichtsüberlieferung abgeglichen, obwohl Burgkmairs Illustrationen und Sprengers Text anderen Überlieferungen widersprechen. Zudem lassen sich Topoi aus dem gelehrten Diskurs der Zeit nachweisen, die auf konstruierte Fremddarstellungen hinweisen könnten. Um sich diesen Fragen zu nähern, soll Sprengers „Merfart“ am 18. und 19. Januar 2024 auf einem interdisziplinären Workshop mit internationaler Beteilung im Städel Museum diskutiert und aus unterschiedlichen Forschungsperspektiven untersucht und analysiert werden.

Die Workshop-Sprache ist englisch, um den direkten Austausch der internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sicherzustellen.

Die Tagungsgebühr beträgt 30€ inkl. Eintritt für beide Tage, 18€ für einen Tag.
Wir bitten um Anmeldung bis 31.12.2023 an lange-krach@kunst.uni-frankfurt.de

Programm

12.00- 12.30 Get together and welcome
Prof. Dr. Jochen Sander (Kurator Städel-Museum und Kunstgeschichtliches Institut, Goethe-Universität Frankfurt/Main)

12.30-13.00
Introduction of the object
Dr. Heidrun Lange-Krach (Kunstgeschichtliches Institut, Goethe-Universität Frankfurt/Main)

13.00-13.30 Wechsel in den Metzlersaal und Kaffeepause

13.30-14.30
Portraits of distant worlds: African history and western historiography
Dr. Richard Kuba (Frobenius-Institut, Frankfurt/Main)

14.30-15.30
Money makes the world go round: The economic background of the East India voyage 1505/06
Dr. Maximilian Kalus (Wirtschaftshistoriker, Augsburg)

15.30-16.00 Kaffeepause
16.00 Ausstellungsbesuch

Freitag, 19.01.2024

9.00-10.00
Imitation and authenticity in the pictures of the "Merfart"
Dr. Carolin Alff (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Berlin)

10.00-11.00
A spatio-temporal examination of the Yoruba Kingdoms and the Heavens
Dr. Olanrewaju Lasisi (Faculty, Department of Architectural History, and the Department of Anthropology, University of Virginia)

11.00 Kaffeepause

11.30-12.30
Mapping the Swahili civilization in eastern Africa, 10th-18th Century AD
Prof. Dr Elgidius B. Ichumbaki (Archaeology and Heritage Studies, Universities of Dar es Salaam)

12.30 -14.30 Mittagspause

14.30-15.30
Balthasar Sprenger on the South Indian Pepper Coast
Dr. Sebastian Prange (History of South Asia, University of British Columbia)

15.30-16.30
Perception and typology of alterity in Balthasar Sprenger's "Merfart"
Dr. Yvonne Hendrich (Portugiesische Sprachpraxis, Kultur- und Literaturwissenschaft, Johannes Gutenberg Universität, Mainz)

16.30 Kaffeepause

17.00-18.00 pm
Nudity and `exotic bodies‘ in humanist discourse
Prof. em. Wolfgang Neuber (Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Freie Universität Berlin)

18.00 Abschlussdiskussion

Kontakt

lange-krach@kunst.uni-frankfurt.de